WASSERACHSE REVITALISIERT

„Es tut sich was“ zu schreiben, wäre untertrieben: Im äusseren Schlosspark sind diesen Winter umfangreiche Revitalisierungsmassnahmen im Gange. Die Größten der letzten 40 Jahre! Dabei werden nicht nur die verschlammten Teiche und der Graben auf Originalwassertiefe gebracht, sondern auch die zentrale Blickachse auf das Schloss wieder freigelegt.  

Ziehen Sie die virtuellen Gummistiefel an, das Parklabyr nimmt sie auf einen Rundgang mit – zu Wasserachsen & Schwemmholzhecken, zu Molchen, Mammutbäumen, Matsche & Millionen!

DIE WASSERACHSE

Seit Jahrzehnten verschlammen die Teiche der Wasserachse von Schloss Morsbroich. Das wichtigste Element des äusseren Schlossparks, der Blick in die Raumtiefe der auf das Schloss zulaufenden Blickachse, war von umgekippten Bäumen verstellt.  Die Teiche selbst waren verlandet. Im Prinzip noch um Einiges älter als alle Rokoko-Teile des Schlosses, bilden sie zusammen mit den umgebenden Bäumen eine wunderschöne Raumeinheit.

Das dreieckige Becken als eigentlich aufregender Abschluss der Achse war in seiner perspektivische Tiefe vortäuschenden Geometrie gar nicht mehr zu erkennen.  Zusammen mit dem kleinen Wasserfall bilden diese Elemente die wichtigste Symmetrie – und Blickachse des Schlossparks und einen herrlichen Kontrast zur offenen Weite des Rasens vor dem Schloss.

Noch vor der Entschlammung hat Baumpfleger Plafky – mit größtmöglicher Achtsamkeit, unter den strengen Blicken der Unteren Naturschutzbehörde, fachlich unterstützt durch die ökologische Begleitplanung des Düsseldorfer Büros FREIRAUM – Astwerk ausgelichtet, Umkippgefährdetes identifiziert und jede Menge Altholz aus dem Gewässer gezogen.  Das strahlende Ergebnis:  Die Spiegelung des Schlosses im Wasser ist wieder sichtbar!

Und der sogenannte „Himmelsstrich“, ein zarter Streifen, der zwischen den Baumspitzen hinunterläuft bis zum Schloß, Kennzeichen axialer Gartenanlagen seit der Renaissance, ist auch wieder zu sehen.

Das hat eine tägliche Parkbesucherin derart beeindruckt, dass sie den Moment mit ihrem Handy festgehalten hat:

Viel für Natur, Fische und Denkmal Wesentliches passiert jedoch unter Wasser: Denn das wurde von wenigen schlammigen Zentimetern wieder auf zweieinhalb Meter Tiefe gebracht. 1.100 Kubikmeter Schlamm, so hat Projektmanager Dr. Kuhfeldt errechnet, wurden durch Limus Dredging rausgerüsselt und trocknen bis Abtransport im Mai auf der Wiese.  


Voran gingen Aushandlungsprozesse, um Gartendenkmals- und Naturschutzbelange zur Deckung zu bringen. Ein Ergebnis sieht man hier auf der rechten, der naturbelassenen Seite des Beckens, wo unter Wasser angelegte Faschinen das Ufer befestigen und helfen, den Stand der Bäume zu verbessern.  

Statt mit dem Lineal gezogener scharfer Kanten, die im Barock noch auf die Allmacht des absoluten Herrschers über die Natur verwiesen, geht es hier darum, Licht in den Raum der historischen Wasserachse zu bringen und die Blickbeziehung zu Schloss und Museum wieder herzustellen.  

Dass dies gelungen ist, obwohl nach wie vor unverändert der strenge Landschaftsschutz auf dem Schlosspark lastet, hat mit der guten Zusammenarbeit von Naturschutz und Stadtgrün zu tun, mit dem Engagement der Museumsleitung und der federführenden Kulturverwaltung (bisher Kulturstadt Lev, jetzt Fachbereich 18). 

ANSCHAULICHE AUSGLEICHSMASSNAHMEN


Als Ausgleich für die baulichen Störungen wurden aufwändig ökologisch aufgewertet: Tümpel schaffen im Auwald neben dem Barockbecken Lebensmöglichkeiten für „Molche und anderes Getier“.

Rund um das Reiherschutzgebiet entstehen Benjeshecken aus Altholz und Flusschwemmholz. Die halten Hunde und Menschen raus und bieten Brutstätten für Pilze und Käfer.  Wichtig ist uns dabei, auch für solche alltäglichen Probleme im Park gärtnerische Lösungen zu finden.

„Ästhetik“ stammt von dem griechischen Wort für „Wahrnehmung“ ab und heißt zunächst, die Dinge anschaulich zu machen. Statt Holzreste überall stehen und liegen zu lassen, wo sie halt gerade anfallen, geht es darum, Handlungen im Park anschaulich zu machen und ihre Gründe, auch ohne Hinweisschild, lesbar zu machen. 

Für den Übergang arbeiten wir allerdings mit temporären Schildern. Etwa an dieser Stelle, die noch vor kurzem zugewachsen war mit Brombeeren und vor allem mit dem invasiven Neophyt „Japan Knöterrich“, einem Rhizomgewächs, das viele heimische Sträucher zu überwuchern droht, und so die Artenvielfalt bedroht.

Zumindest schonmal temporär ist im Eingangsbereich des äusseren Schlossparks das Naturdenkmal „Mammutbaum“ wieder weitestgehend freigestellt als Parkbaum, auch dieser Eingriff eine Ausgleichsmassnahme zur Erhöhung der Artenvielfalt, durch den die schönen Rasenbuchten des Parks wieder zum Vorschein kommen.

Kunst rettet eine Million

In Zeiten knapper Kassen auch nicht unwichtig: Nach dem Zerwürfnis zwischen Stadt und Planungsbüro 2021 waren die Bundesfördermittel für den Park verfallen. Es stand sogar im Raum, dass die bereits verausgabten Gelder zurückgezahlt werden müssten.  

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat jedoch bereits 2022 signalisiert, dass das vom Museum entwickelte neue Morsbroich Konzept eine „maximal höhere Wahrscheinlichkeit auf Erreichung der formulierten Ziele im Förderbescheid für einen neuen Morsbroicher Park“ habe – „gerade auch wegen der Einbindung der international hoch geschätzten Künstler (…) und deren partizipatorischen Planungskonzept einer Wunschproduktion.“  

Zum Partizipieren möchten wir sie zum Abschluss dieses Newsletters erneut freundlich einladen. Denn bald geht es unsererseits an die Auswertung – wir planen Anfang Juni einen ersten öffentlichen Einblick in die Ergebnisse der Wunschproduktion zu geben.    

Mit freundlichen Grüßen    

Margiut Czenki & Christoph Schäfer

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